Gesellschafts- und Begleithunde
Pfoten auf Asphalt - Folge 3: Gesellschafts- und Begleithunde in der Stadt
In der bereits dritten Folge von Pfoten auf Asphalt dreht sich alles um die spannende Welt der Gesellschafts- und Begleithunde (FCI Gruppe 9). Gemeinsam mit Melanie, Hundetrainerin und Gründerin der Hundeschule “Hundetraining-Babo”, sprechen wir darüber, wie Hunde aus dieser Gruppe das Stadtleben meistern können und welche Herausforderungen und Besonderheiten sie mitbringen.
Highlights der Folge:
Begleithunde und ihre ursprünglichen Aufgaben: Gesellschafts- und Begleithunde wie der Chihuahua wurden ursprünglich für spezielle Aufgaben gezüchtet, z. B. als Jagd- oder Hütehunde, und sind mehr als nur “Handtaschenhunde”.
Qualzuchtproblematik: Viele kleine Hunderassen leiden unter gesundheitlichen Problemen wie Patella-Luxation, Atemproblemen oder übermäßigem Haarwuchs, die durch auf Niedlichkeit fokussierte Zucht verstärkt werden.
Wichtigkeit der Sozialisation: Kleine Hunde sollen lernen, auch mit größeren Hunden zu kommunizieren, und dürfen nicht durch übervorsichtiges Verhalten ihrer Halter in ihrer Entwicklung gehemmt werden.
Artgerechte Auslastung: Es ist entscheidend, Hunde gemäß ihrer ursprünglichen Aufgaben geistig und körperlich auszulasten, um unerwünschtes Verhalten zu vermeiden.
Praktische Tipps:
Grunderziehung und Beschäftigung: Auch kleine Hunde sollten wie große Hunde erzogen und sinnvoll ausgelastet werden.
Zuchtgeschichte recherchieren: Beschäftige dich mit den ursprünglichen Aufgaben der Hunderasse, um passende Aktivitäten für den Hund zu finden.
Bewusst mit der Gesundheit umgehen: Bei kleinen Hunderassen ist besonders auf gesundheitliche Bedürfnisse, z. B. Ernährung und Pflege, zu achten. Insbesondere bei bekannten Problemen wie hervorquellenden Augen, großen Hautfalten oder empfindlichen Gelenken…
“Geht respektvoll miteinander um, egal ob Mensch oder Hund.”
Alle Infos zu Melanie, ihrer Arbeit und der vollständigen FCI-Rassenliste findet ihr in den Shownotes.
Hört rein und erfahrt, wie ihr das Leben für euch und euren Hunden in der Stadt entspannter gestalten könnt! Neue Folgen gibt es alle 14 Tage.
Shownotes:
Quellen und Links:
Hundeschule Hundetraining-Babo
Pfoten auf Asphalt Spotifyplaylist
Buchtipps Melanie: die Bücher Chihuahua Training und Chihuahua Pflege von Claudia Kaiser.
Buchtipp Erich: Das Kuscheltierdrama von Prof. Dr. Achim Gruber.
Bei Fragen schickt uns ein Mail an pfotenaufasphalt@grossstadthund.com
Transkript
ERICH:
Hallo und herzlich willkommen bei Pfoten auf Asphalt, dem Podcast für alle Stadtmenschen mit Hund und solche, die es werden wollen. Heute spreche ich mit Melanie Obenauf von Hundetraining Babo. Sie erklärt uns, dass Begleithunde früher auch andere Aufgaben hatten und warum ihr Chihuahua keine Handtaschenmaus ist. Viel Spaß beim Gespräch.
Hallo Melanie, danke, dass du hier bist und heute mit mir sprichst. Wir kennen uns ja aus unserer gemeinsamen Ausbildung und da durfte ich auch den Bounty, deinen wohlerzogenen Chihuahua kennenlernen und dachte mir, das ist ein guter Anknüpfpunkt, um mit dir über Begleithunde zu sprechen. Aber möchtest du dich einmal selbst vorstellen und uns erzählen, was du so machst?
MELANIE:
Zuerst einmal vielen lieben Dank, Erich, für die Einladung. Ich freue mich sehr über die Chance. Eben, wie du schon gesagt hast, ich bin Melanie, komme aus der schönen Steiermark, genauer gesagt aus Graz. Habe selber eine kleine private Hundeschule unter dem Namen Hundetraining Babo. Und mir persönlich ist es sogar ein Anliegen, vor allem auch kleine Hunderassen anzusprechen, weil ich der Meinung bin, die gehören gleich behandelt. erzogen, nennen wir es so, wie auch große Hunde. Ich habe vor allem da den Anknüpfpunkt, weil ich habe nicht nur einen Chihuahua, ich habe auch eine weiße Schäferhündin und die werden beide eigentlich ziemlich gleich ausgelastet. Sie gehen beide Hoopers, wir gehen wandern mit seiner, wir gehen eigentlich ziemlich die gleichen Strecken mit dem kleinen Chihuahua gleich wie mit der Schäferhündin und somit ist er auch da schon ziemlich gut ausgelastet und kommt da halt auch ganz gut runter. Und wir haben nicht so die Probleme wie andere Hundehalter von Kleinhunderassen, würde ich mal so sagen.
ERICH:
Das hört sich schon mal super an, aber möchtest du uns mal generell erklären, was Begleithunde sind und wozu sie gezüchtet worden sind?
MELANIE:
Ja, sicherlich gerne. Und zwar die Gesellschafts - und Begleithunde gehören ja zur FCI -Gruppe 9. Das sind hauptsächlich kleine Hunderassen. Viele kommen da sogar aus verschiedenen Arbeitsbereichen, die dann explizit darauf gezüchtet worden sind, Menschen zu begleiten und ihnen Gesellschaft zu leisten, so wie es auch der Name schon sagt. Die Gesellschafts - und Begleithunde, die gibt es schon seit vielen Jahrhunderten. Sie eignen sich ziemlich gut als Familienhunde, weil sie eben auf diese Anhänglichkeit, Freundlichkeit, dann auch Gelehrig und Verspieltheit wirklich hingezüchtet worden sind. Also es sind wirklich diese Rassetypen mit den Eigenschaften wirklich rausgepickt worden. Und ja, also die sind halt dafür da, uns zu begleiten. Wir haben Rassen. Da haben wir zum Beispiel den Malteser, den Havaneser, es gibt den Bologneser, den Pichot, dann den Pudel, den kennen sicher viele, oder den Pekinesen, auch den Papillon und eben nicht zu vergessen den Chihuahua und noch viele, viele mehr. Also da fallen sehr viele Kleinhunderassen rein.
ERICH:
Wir sind ja schon bei den sehr kleinen Hunden, wie du sagst, und damit wahrscheinlich auch bei der Qualzucht.
MELANIE:
Ja, genau. Das ist leider ziemlich das Problem. Wir sind bei den Kleinhunderassen, die werden ja vor allem auf Niedlichkeit gezüchtet und nicht auf Gesundheit, wenn ich das jetzt so mal nennen darf. Wir haben vor allem bei den kleinen Hunderassen die Patella-Luxution, das heißt, dass die Kniescheibe locker ist und rausspringt. Wir haben die verkürzten Nasen und die hervorstehenden Augen. Also so ein Puppy-look und dadurch schauen sie halt niedlicher aus. Ist aber natürlich, dass wenn die jetzt eine verkürzte Nase haben, haben die sehr oft mit dem atmen Pobleme und mit dem Gaumensegel, die kriegen sehr schwer Luft, sie haben nicht wirklich die Ausdauer. Dann, was aber noch, wir haben... Die mit dem unendlichen Haarwuchs, also das gibt es ja auch noch, dass die einfach unendlich viel Haarwuchs haben. Man muss sie regelmäßig scheren und pflegen. Teilweise muss man die täglich bürsten, weil wenn man das nicht macht, dann neigen die zu Verfilzungen und auch so zur Bewegungseinschränkung. Abgesehen davon, mit den Verfilzungen können sie ihre Körpertemperatur nicht mehr regulieren. Ich arbeitete auch im tierärztlichen Bereich als Assistentin, wo wir auch Hundefriseur mitgemacht haben und da habe ich leider schon sehr viel gesehen, was halt nicht unbedingt sein müsste. Aber leider auch sehr auf die Rassen zurückgreift, eben da die diesen unendlichen Haarwuchs haben.
ERICH:
Okay, dann haben wir es bei den Hunden ja so etwas doppelt. Einmal die kurze Schnauze, einmal das viele Fell und jetzt wo es immer wärmer wird, ist es natürlich schwierig für diese Hunde. Aber gut, über Qualzucht wird auch an anderer Stelle sehr, sehr viel gesprochen. Das wollen wir jetzt nicht tun, sondern wir gehen davon aus, der Hund ist jetzt schon mal da und dadurch, dass die sehr nett, sehr freundlich, auch von der Größe sehr okay sind, sind das ja Hunde, die auch gut dafür gemacht sind, um in der Stadt zu leben.
MELANIE:
Natürlich, ja, da stimme ich durchaus zu, aufgrund der Größe. ist es sehr praktisch, mit denen in der Stadt zu leben. Sie haben natürlich auch den Vorteil, ich kann den Hund auch einfach hochheben, wenn wirklich was ist, wenn es wo sein muss. Was ich persönlich natürlich trainiere, also ich hebe meinen Hund nicht einfach hoch, ich sage es meinem Hund, beziehungsweise in manchen Situationen frage ich ihn sogar, ob er überhaupt will. Also wir haben da ein ganz gutes Kooperationssignal. Oder auch in den Öffis. Ich kann den kleinen Hund in den Öffis mitnehmen. Die meisten Öffis sind auch kostenlos. Bei uns in Graz z .B. zahle ich für den Bounty nichts. Für die große Schäferhündin zahle ich ein Kinderticket. Nur so als Beispiel. Weil ich ihn einfach in den Schoß nehmen kann. Oder auch mit dem Flugzeug haben wir den Vorteil, wenn ich irgendwo hinfliege und meinen Hund mitnehmen will. Den kleinen kann ich meistens oben mitnehmen im Passagierbereich. Dann sind sie natürlich auch genügsamer mit normalen Spaziergängen. Also ich muss nicht stundenlang und Kilometer machen, weil die dadurch, dass sie natürlich auch kleinere Füße haben, für die weite Strecken schon anstrengend sind. Und sie lassen sich dann natürlich auch gut drinnen beschäftigen, weil ich kann auch drinnen dann quasi Meter machen, wenn es wirklich auf die Bewegung drauf ankommt, beziehungsweise sie sind eben auch meistens sehr verspielt. Und gelehrig, ich kann auch sehr gut mit ihnen Beschäftigungssachen, Tricks, alles Mögliche auch im Haus machen. Also ich muss auch jetzt sagen, das beste Beispiel, wir haben jetzt die Patella bei unserem Chihuahua operieren lassen müssen. Es ist schon die zweite. Das ist jetzt circa vier Wochen her und wir haben es ganz gut überstanden. Natürlich hat er den Bewegungsdrang, weil... Ich dazu sagen muss, ich wohne ja selber nicht in der Stadt, also wir sind schon viel draußen unterwegs und da hat er schon einen ziemlichen Bewegungstrang, aber wir haben es ganz gut mit Schnüffelspielen, Denkspielen, Targettraining, haben wir es jetzt ganz gut hingebogen, bis wir jetzt da wieder rausgehen dürfen.
ERICH:
Sehr, sehr cool. Jetzt hast du schon sehr viel gesagt, aber trotzdem würde ich an dieser Stelle gerne nochmal einen Schritt zurückgehen, weil du das Wort Kooperationssignal verwendet hast. Möchtest du uns kurz erklären, was das ist oder am Beispiel vom Bounty erklären, was du da genau machst?
MELANIE:
Okay, also das Kooperationssignal kommt ja generell eigentlich aus dem Medical Training. Das heißt, nichts anderes als quasi der Hund kooperiert mit uns, dass wir an ihm herummanipulieren dürfen, wenn wir ganz ehrlich sind und explizit aufs Hochheben. Wenn wir das jetzt so nehmen, auch kleine Hunde sind Hunde und die mögen das nicht unbedingt, wenn die immer ständig herumgetragen werden. Also das ist auch zum Beispiel diese Handtaschenhunde. Ich bin mir ziemlich sicher, viele würden auch lieber selber gehen. Und bei uns ist es so, ich kann das zweifach formulieren. Also er merkt es am Ton, wie ich es mit ihm sage. Wenn ich zu ihm sage, komm hoppa, in einem schon eher strengeren Ton. Dann weiß er, es muss jetzt sein, es hilft nichts. Wir haben ein Stiege vor uns, wir müssen über die Rolltreppe, was auch immer. Oder es ist eine Menschenmasse, wo es einfach gefährlich wäre, weil er ist halt klein und wird gern übersehen. Oder ich frage ihn zum Beispiel, hauptsächlich die Frage kommt meistens beim Wandern. Da formuliere ich es auch anders, da sage ich auch, magst du hoppa?. Das heißt, ich formuliere auch die Frage und er kann das durchaus unterscheiden. Wo er mir dann zum Beispiel signalisiert, indem er sich vor mir hinstellt und mich anschaut, ja bitte nimm mich hoch. Und wenn er zum Beispiel nicht hochgenommen werden will und ich missverstehe ihn, dann geht er zwei, drei Schritte zurück. Dann ist das durchaus, wo er mir sagt, nee eigentlich jetzt nicht, ich will bitte weitergehen selber. Du brauchst mich jetzt nicht tragen. Also so verwenden wir das Hochheben als Kooperationssignal bei uns. Ich hoffe, ich habe das jetzt gut verständlich erklärt.
ERICH:
Nein, total gut erklärt. Auch, dass du den Unterschied machst zwischen, du musst jetzt hoch, weil da ist es gefährlich, indem du es ihm einfach ein bisschen strenger sagst oder auch, dass er die Entscheidung hat, zum Beispiel beim Wandern möchte ich jetzt weiterlaufen oder möchte ich hochgehoben werden. Was gibt es sonst noch? Was findest du sonst noch wichtig? Worauf müssen wir bei diesen Hunden noch achten, zum Beispiel Grunderziehung oder ähnliches?
MELANIE:
Es ist ja so, mein Chihuahua, ich war immer ein Schäferhundhalterin und mein Chihuahua ist eigentlich passiert, weil mein Lebensgefährte einen wollte, ich muss ganz ehrlich sagen, ich hatte Angst. Ich wollte nämlich keinen kleinen Kläffer haben und keinee, wie es gern so genannt wird, so eine kleine Ratte oder Wadenbeißer halt. Und ich habe mich wirklich intensiv mit der Rasse beschäftigt, weil mir das irgendwie nicht eingegangen ist, warum sollte der nicht so behandelt werden wie meine Schäferhunde. Und da habe ich mich zum Beispiel explizit beim Chihuahua herausgefunden, dass der für die Jagd gezüchtet worden ist. Das weiß ja fast keiner. Also der Chihuahua stammt ja ursprünglich aus Mexiko. Und dort wurde er für die Ratten - und Mäusejagd eingesetzt. Der sollte dort genauso das Korn und Getreide vor den Mäusen und Ratten beschützen wie Katzen. Das ist leider wirklich so, also vom Vergleich jetzt mit der Katze her, auch wie die Größe passt. Aber das ist sehr wichtig zu wissen, weil wenn ich jetzt weiß, mein Chihuahua ist kein Handtaschenhund, sondern eigentlich ein Jagdhund und der gehört auch dementsprechend ausgelastet und behandelt, umso wichtiger ist es dann, dass ich eben nicht dieses Problem habe, dass er mir ausrastet. Weil ich muss dazu sagen, mein Bounty ist sehr schlau, was manchmal nicht sehr gut ist für mich. Er durchschaut mich schon, bevor ich selber weiß, was ich will. Also schlaue Hunde sind immer sehr schwierig, muss ich dazu sagen. Er kann Gerüche suchen, explizit, er kann die auch differenzieren. Also das kommt aus den Jagdsequenzen, die wir trainieren. Er apportiert total gerne und er apportiert gut. Er kann die Objektsuche, das ist das, was wir aus dem jagdlichen Bereich machen. Dann haben wir die Bewegung mit den Hoopers. Er ist total gerne in der Natur unterwegs. Auch etwas Hundefitness, was einfach von mir nebenbei etwas ist, wo ich von Anfang an, seitdem wir in da reingeschnuppert haben und was uns liebgewonnen ist. Aber eben um explizit darauf zu schauen, ich habe geschaut, was macht dieser Hund, für was ist der eigentlich da und habe wirklich darauf geachtet, ihn auch dementsprechend auszulassen. Das heißt, wir haben eben die Geruchsdifferenzierung, wir haben, wie bereits erwähnt, die Objektsuche und wir haben das Apportieren. Das heißt, ich lasse ihn auch wirklich dementsprechend in verschiedenen gestellten Jagdsequenzen quasi aus, um ihn einfach das zu nehmen, dass er die Energie woanders reinstecken muss. Das heißt, er muss nicht darauf reagieren und zum kleinen Kläffer draußen werden und so. Und natürlich, er bellt manchmal andere Hunde an, aber da sage ich auch immer gern meinen Kunden mit kleinen Hunden, stell dich mal auf alle Viere und warte, bis ein Auto vorbeifährt. Das ist ein gutes Beispiel. Oder ein Hund, schau dir mal die Welt aus der Perspektive an. Weil er muss ja trotzdem den großen Hunden sagen, hey Moment mal, ich bin ein Hund, bitte nimm mich wahr. Und wenn der Große dann sagt, ah, habe ich verstanden, dann geht das eh. Also es ist ganz wichtig, es müssen kleine Hunde auf große Hunde gewöhnt werden und umgekehrt. Also meine Schäferhündin, die aktuell bei uns lebt, ist ja jünger als der Bounty. Die hat einfach einmal als Welpe lernen müssen, mit ihm auch umzugehen. Und das hat er ihr auch zwischendurch körpersprachlich gesagt und sie eingeschränkt. Inzwischen ist es so, dass, glaube ich, er ein bisschen der Chef im Haushalt ist. Und sie eher zurückweicht, wenn es vor allem um Ressourcen oder so geht. Dann muss ich immer dabei sein, weil sie würde ihm alles abgeben. Und umgekehrt aber nicht. Also es ist dann schon so, natürlich irgendwo dieses, ja, kleine Hunde bellen immer. Ja, aber die müssen auch einmal Bescheid geben. Die müssen ja auch einmal sagen, hallo, bitte steig auf mich nicht drauf und renn mich nicht einfach nieder. Wenn ich an die Hundeschule denke, wo ich mit Bounty war, da haben wir relativ viele Fehler leider gemacht. Wir waren nicht unbedingt in einer tierschutzqualifizierten Hundeschule und da war mal rein in den Platz und alle Hunde los. Ich habe es damals auch nicht besser gewusst. Und was ist passiert? Der Bounty ist mal überrennt worden. Und somit hat er gelernt, ich muss einmal den anderen Hunden überhaupt sagen, dass ich ein Hund bin, damit die mich nicht einfach niederrennen. Und sobald das funktioniert hat, diese Kommunikation, und der andere Hund ihn als Hund wahrnimmt, dann ist das ein Träumchen. Also das funktioniert dann, er spielt, ignoriert sie quasi, kann quasi mit denen zusammen einfach existieren und so, und das ist überhaupt kein Problem, aber sie müssen... er muss einmal wahrgenommen werden. Und das passiert halt manchmal dann auch laut. Das ist leider trotzdem so.
ERICH:
Also was du jetzt sagst, ist, dass es schon sehr wichtig ist, auch diese kleinen Hunde jetzt einfach mal mit großen Hunden auch zusammenkommen zu lassen, damit die die Möglichkeit haben, die Kommunikation gut zu üben. Weil was wir oft machen, gerade wenn es kleine Hunde betrifft, dass wir zu übervorsorglich sind, die zu oft hochnehmen, zu früh hochnehmen und denen vielleicht gar nicht die Möglichkeit geben, um diese Art der Kommunikation zu üben oder so.
MELANIE:
Genau, genau das will ich eigentlich damit sagen. Also auch unsere kleinen Hunde kommunizieren. Und weil du eben eigentlich vorher gesagt hast, wegen der Auslastung und so, persönlicher Tipp ist halt immer, schaut euch an, wo der Hund eigentlich herkommt, also aus welchen Arbeitsbereichen. Zum Beispiel der Pudel, da ist das relativ klar. Die Pudel sind Jagdhunde, die wurden als Wasserhunde verwendet. Die hat man in der Wasserjagd eingesetzt, dass die zum Beispiel, eigentlich ähnlich wie der Labrador, dass die das geschossene Tier dann aus dem Wasser apportieren zum Beispiel. Wo es dann schon schwieriger wird, ist zum Beispiel ein Havaneser. Da muss man sich wirklich damit auseinandersetzen, für was ist der eigentlich da gewesen ursprünglich. Der Havaneser zum Beispiel kommt aus Kuba und war ein Mitbringsel für die Damen der Schiffsfahrer. Das ist ungefähr im 15. Jahrhundert entstanden, aber man muss dann darüber nachdenken, ja was hat denn der eigentlich in Kuba für eine Aufgabe gehabt, weil in Kuba war der sicher kein... Handtaschenhund quasi für die Damen. Sondern der Havaneser gehört tatsächlich zu den Hütehunden. Der hat Schafe, Enten oder anderes Geflügel gehütet. Ja, das sind so diese Sachen, auf die man wirklich achten muss. Oder wie zum Beispiel ein Frenchie, die französische Bulldogge. Ja, warum heißt denn die Bulldogge? Die hat ursprünglich mit Bullen gearbeitet, also mit Stieren und Kühen. Muss eben auch dementsprechend ein bisschen geschaut werden, dass ich den halt auch so auslaste, dass der nicht die Energie irgendwo anders reinsteckt und nicht meint, ich muss andere Hunde verbellen, ich muss mein Territorium verteidigen oder sonstiges. Also mir ist es immer sehr wichtig, dass man einfach schaut, was hat der Hund eigentlich für eine Aufgabe gehabt hat. Natürlich, sie sind jetzt Gesellschafts - und Begleithunde, aber irgendwo liegt immer noch das von den Vor -vor -vor -fahren drinnen. Und die würden das halt auch gerne leben und wie ein Hund behandelt werden. Und nicht wie eine kleine Handtaschenmaus.
ERICH:
Eigentlich sind sie sehr dafür gemacht, mit den Menschen zu leben, auch gut in der Stadt zu leben, wenn man darauf achtet, woher kommt der Hund, wofür wurde er ursprünglich gezüchtet, dann sich dort eine gute Auslastung für den Hund sucht und soweit betreibt. wie es möglich ist für diese Hunde.
MELANIE:
Ja, genau, da hast du durchaus recht. Ich muss da schauen, das heißt jetzt nicht, ich habe einen Frenchie und ich muss zum nächsten Kuhstall fahren und den dort die Kühe massregeln lassen quasi. Also das heißt ja nicht, aber ich muss mir einfach Gedanken machen darüber, wie kann ich dem Hund gerecht werden, sodass der halt auch ein nettes und schönes Leben haben kann. Wichtig ist ja auch... Je kleiner und niedlicher die Hunde sind, umso mehr Sympathien wecken die ja. Man lässt ja viel mehr durchgehen, dem kleinen Hund als dem großen. Das muss man auch immer beachten. Denkt man mal ans Anspringen. Das ist ja eigentlich eine ziemliche Unart, die auch kleine Hunde haben, vor allem viele kleine Hunde. Bei den großen sage ich irgendwann schon, nee, bitte nicht mehr. Aber bei kleinen Hunden, ach, lass ihn doch. Das macht ja nichts. Das ist meistens auch die Gesellschaft, die einfach sagen, ja, stört mich nicht, wenn er mich anspringt. Und du als Halter stehst da hinten und denkst dir, ja, aber mich. Oder wenn die uns in den Finger beißen. Der hat uns ja trotzdem gebissen. Der hat die gleiche Intention gehabt wie der Schäferhund, der die ganze Hand ins Maul nimmt. Und quasi größenverhältnismäßig gleich fest zugebissen hat. Nur beim Kleinen tut es weniger weh. Und da lassen wir das halt durchgehen. Und da ist es lustig. Und dann heißt es, ah, der böse Chihuahua. Und das ist ja normal. Ein Satz, der mich zum Beispiel immer ärgert, ist auch immer, für einen Chihuahua ist deiner eh brav.
ERICH:
Ich darf nochmal zusammenfassen. Wenn ich also einen Begleithund habe, dann glaubst du, muss ich darauf schauen, dass ich ihn trotzdem wie einen Hund behandle, dass er die Möglichkeit bekommt, Kommunikation mit anderen Hunden zu üben, dann trotzdem Grunderziehung machen und zu guter Letzt mich damit auseinandersetze, woher kommt dieser Hund, wofür wurde er gezüchtet und für ihn da eine gute Beschäftigungsmöglichkeit finde.
MELANIE:
Genau, genau, das hast du jetzt gut zusammengefasst.
ERICH:
Danke, habe ich noch irgendetwas vergessen, dass du... hinzufügen möchtest zu diesem Thema?
MELANIE:
Also zum Beispiel jetzt wirklich bezogen auf den Chihuahua habe ich mich damals ganz gut vorbereiten können mit den Büchern von Claudia Kaiser. Die heißen Chihuahua -Training und Chihuahua -Pflege. Also ganz einfach. Es gibt davon, glaube ich, auch für andere Hunderassen noch Bücher, wenn es mich nicht ganz täuscht. Das hat mir sehr gut geholfen, mich darauf vorzubereiten, zu wissen, was ich für einen Hund bekomme. Also eben, da war auch schon ganz am Anfang bei Chihuahua -Training diese Info, dass das immer ein Jagdhund ist, was ein großer Aha -Moment war. Und auch eben bei der Pflege, das Buch mit Chihuahua -Pflege, es ist, wie gehe ich mit dem Fell um, den Krallen. Den Augen tatsächlich, wenn ich wirklich ein Chihuahua aus einer Qualzucht habe, habe ich ja meistens auch die hervorquellenden Augen. Dann wie ernähre ich den, weil es schaut ein bisschen anders aus. Der Chihuahua -Welpe hat ja auch einen kleineren Magen. Der kriegt nicht nur dreimal am Tag wenig, der kriegt fünfmal am Tag zum Fressen. Das ist tatsächlich am Anfang ein bisschen stressig, weil Chihuahuas sind auch mekelige Fresser.
ERICH
Danke, liebe Melanie. Das war's auch schon. Danke fürs Gespräch und danke für deinen Tipps. Da wir das Thema Qualzucht kurz angegriffen haben, gibt es auch noch zwei Tipps von mir und zwar jeweils von Prof. Dr. Achim Gruber. Einmal das Buch Das Kuscheltierdrama und einmal den Podcast Hundestunde und zwar die Nummer 159, wo er auch zu Gast war. Die Links findest du in unseren Shownotes. Dort findest du auch alle Infos zu Melanie. Wenn du Fragen zum Podcast haben solltest, schreib uns gerne unter office@pfotenaufasphalt.com. Vielleicht wird da eine extra Episode daraus. Bleibt respektvoll miteinander, egal ob Mensch oder Hund. Bis zum nächsten Mal. Ciao.