Vorstehhunde in der Stadt
Pfoten auf Asphalt - Folge 4: Vorstehhunde in der Stadt
In der vierten Folge von Pfoten auf Asphalt dreht sich alles um die spannende Welt der Vorstehhunde (FCI Gruppe 7). Gemeinsam mit Flora, Jägerin und Hundetrainerin sprechen wir darüber, wie Hunde aus dieser Gruppe das Stadtleben meistern können und welche Herausforderungen und Besonderheiten sie mitbringen.
Highlights der Folge:
Eigenschaften: Vorstehhunde wie der Gordon Setter sind intelligente, temperamentvolle und bewegungsfreudige Hunde, die für die Jagd gezüchtet wurden. Sie haben eine ausgeprägte Vorstehhaltung und suchen in Querschleifen gegen den Wind nach Wild.
Herausforderungen: Diese Hunde sind für weite, offene Landschaften gemacht und haben ein großes Laufbedürfnis. In der Stadt fällt es ihnen schwer, an der Leine zu gehen, da sie für den schnellen Galopp gezüchtet wurden. Eine Stadtwohnung ist daher nicht ideal.
Beschäftigung: Auch wenn man nicht jagt, kann man Vorstehhunde sinnvoll auslasten, z. B. mit Mantrailing, Dummy-Training, Flächensuche oder Canicross. Wichtig ist, ihnen ausreichend Auslauf zu ermöglichen.
Praktische Tipps:
Training: Rückruftraining (besser: Rückpfiff) sollte früh begonnen werden, da diese Hunde einen großen Radius haben. Ein Stoppsignal ist ebenso wichtig, um Impulskontrolle zu fördern und Jagdverhalten zu lenken.
Für genügend Bewegung sorgen: Täglich Auslauf ermöglichen, vorzugsweise in der Natur, um Stress abzubauen und dem Lauftrieb gerecht zu werden.
Ausdrucksverhalten deines Hundes verstehen lernen: Verhalten und Körpersprache genau beobachten, um rechtzeitig zu erkennen, wenn der Jagdtrieb ausgelöst wird und man gegensteuern muss.
“Geht respektvoll miteinander um, egal ob Mensch oder Hund.”
Alle Infos und die vollständige FCI-Rassenliste findet ihr in den Shownotes. Außerderm der Link zum Pfoten auf Asphalt-Insta-Account. Dort findet ihr auch ein Foto von Emil!
Hört rein und erfahrt, wie ihr das Leben für euch und euren Hunden in der Stadt entspannter gestalten könnt! Neue Folgen gibt es alle 14 Tage.
Shownotes:
Quellen und Links:
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Bei Fragen schickt uns ein Mail an pfotenaufasphalt@grossstadthund.com
Transkript
ERICH:
Wenn du eingeschaltet bist und ich eingeschaltet bin, dann können wir ja eigentlich loslegen.
Hallo und herzlich willkommen bei Pfoten auf Asphalt, dem Podcast für Stadtmensch mit Hund und solche, die es werden wollen. Heute spreche ich mit Flora, unter anderem auch über ihren Schönheitschampion Emil. Was das mit Vorstehhunden zu tun hat, was Vorstehhunde sind und wie geeignet diese für die Stadt sind, versuche ich mit Flora gemeinsam herauszufinden. Hallo Flora, danke, dass du Zeit gefunden hast, heute mit mir zu reden, zum Thema, über was reden wir eigentlich? Vorstehunde, stimmt's? Genau. Genau, weil du hast ja auch ein sehr, sehr charmantes Exemplar zu Hause, den Emil, den du vielleicht auch mal so ein bisschen vorstellen kannst, die Rakete. Aber zuerst mal, stell dich vor, wer bist du? Was machst du?
FLORA:
Ja, hallo Erich, vielen Dank für die Einladung. Mein Name ist Flora Stieglechner, ich wohne in Leonding bei Linz und habe mit dir gemeinsam die Ausbildung zum Hundetrainer gemacht und bin aber beruflich derzeit nicht als Hundetrainerin tätig, weil es sich zeitlich neben meinem 40 -Stunden -Job momentan nicht ausgeht, aber wer weiß, vielleicht kommt das noch, nebenberuflich, könnte ich mir das durchaus vorstellen.
ERICH:
Okay, aber du hast ja einen Faible für Jagdhunde oder halt für so Hunde, wie dein Emil sind. Wie bist du denn auf den gekommen?
FLORA:
Ja, also du sagst das eh schon, ich habe eine Tendenz für Jagdhunde. weil ich den Charakter und das Temperament und die Bewegungsfreude von den Jagdhunden sehr mag. Und wie es bei mir dann konkret war, dass ich mir einen Hund nehme, war die Entscheidung Jagdhund schon gefallen. Und ich hatte auch vor, den Jagdschein zu machen in naher Zukunft. Das war auch noch ein Grund. Und dann habe ich mich für den Gordon Setter entschieden, weil mich die Charakterbeschreibung sehr angesprochen hat und optisch finde ich die Setter auch noch sehr schön.
ERICH:
Und du willst gerne den Jagdschein machen, bist tief in dem Thema drin, hast auch schon so ein bisschen Zeit gehabt….
FLORA:
Den habe ich schon gemacht.
ERICH: Okay. Und Emil ist jetzt ein Vorstehhund. Deshalb hast du dir die Gruppe ausgesucht. Genau. Und willst du uns erzählen, was für Rassen sonst noch Vorstehhunde wären? Welche noch in diese Gruppe reinfallen?
ERICH:
In die Gruppe 7 fallen im groben zwei Kategorien rein. Einmal die kontinentalen Vorstehhunde. Dazu zählen vor allem die bekanntesten aus Deutschland wie Deutsch-Drahthaar, -Kurzhaar, -Langhaar, -Stichelhaar, -Münsterländer, Groß-, Klein-, Weimaraner, ungarische Vorstehhunde, der Magyar Vizsla, Kurzhaar und Drahthaar. Und aus Frankreich, Italien gibt es noch Rassen und ein paar anderen europäischen Ländern, die aber jetzt bei uns nicht so vertreten sind. Und die andere Kategorie sind die englischen Vorstehhunde. Darunter zählen die vier Setterrassen und der englische Pointer.
ERICH:
Und welcher von denen ist jetzt deiner genau, Setter?
FLORA:
Der Emil ist ein Gordon Setter.
ERICH:
Einer von den englischen quasi.
FLORA:
Genau, also der kommt aus Schottland und dann gibt es eben noch drei andere Setterrassen, die sich jetzt vom Charakter nicht wahnsinnig unterscheiden, eher vom optischen. Gordon Setter ist auch der kräftigste, der schwerste und der englische Pointer.
ERICH:
Magst du uns erzählen, was die Eigenschaften sind, die dir so gut gefallen? Wozu ist denn jetzt so ein Vorstehhund gemacht und was sind so die Charaktereigenschaften dieser Hunde?
FLORA:
Charaktereigenschaften kann ich jetzt anhand des Gordon Setters sicher am treffendsten erklären. Sie sind intelligent, selbstbewusst, sehr temperamentvoll, sehr bewegungsfreudig, abenteuerlustig, neugierig. Die einzige Charaktereigenschaft, die auf den Emil nicht zutrifft, dass sie Fremden gegenüber eher zurückhaltend sind, das kann man beim Emil nicht behaupten. Der mag alle Menschen sehr gerne.
ERICH:
Das stimmt, so habe ich ihn kennengelernt, ein sehr fröhlicher, zugänglicher Typ. Aber jetzt schon auch ein Hund, wo man sagen muss, würde ich jetzt auch nicht jeden Anfänger oder so mal in die Hand geben, der braucht jetzt schon jemanden, der sich auch auskennt mit Hunden. Oder würdest du das anders einschätzen?
FLORA:
Der Emil ist, oder überhaupt die Setter und Vorstehhunde sind eben sehr temperamentvoll. Und damit muss man auch zurechtkommen. Sie sind nicht für Anfänger, weil sie schon Ansprüche haben. Die wollen ausgelastet werden, die brauchen viel Bewegung. Und ich sage immer beim Emil, es ist oft wirklich schwer, den zu handeln, gerade was so sein Temperament und seine Bewegungsfreude betrifft.
FLORA:
Erzähl uns dann nochmal genau, was macht so ein Vorstehhund eigentlich? Wozu sind die gemacht worden? Und dann würde ich gerne so ein bisschen darauf eingehen, im zweiten Schritt, was du dann halt machst, oder wie du das dann nutzt in der Arbeit mit ihm.
FLORA:
Ja, die Vorstehhunde sind gezüchtet worden für die Arbeit vor dem Schuss in erster Linie. Das heißt, sie suchen ein Gelände ab nach Niederwild. Federwild, Hasen und zeigen dem Jäger dann an. Durch eine typische Vorstehhaltung, zeigen sie dem Jäger an, wo sich Wild befindet. Also sie suchen dieses Gelände, quer zum Wind ab, in Schleifen, weil sie so den Geruch des Wilds in die Nase bekommen.
ERICH:
Erstens mal die Vorstehposition. Kennen vielleicht nicht viele. Beschreib uns mal kurz, wie diese ausschaut. Ich denke, wenn man es hört, weiß es wahrscheinlich eh jeder. Und dann hast du nochmal beschrieben, wie er genau sucht, den Vorgang. Und du hast irgendeinen Begriff gesagt dazu. Magst du den auch nochmal erklären?
FLORA:
Die Vorstehposition sieht so aus: es ist eine sehr gespannte Körperhaltung. Meist wird eine Vorderpfote auch angehoben. Und je näher sie dann dem Wild kommen, weil der Hund zieht dann auch nach, also schleicht sich dann an. Und wenn man seinen Hund lesen kann, dann merkt man ungefähr, wie weit noch das Wild entfernt ist, weil je näher er dem Wild kommt, desto niedriger wird der Hund. Kurz davor ist die Nase schon relativ dicht am Boden unten. Und die andere Frage, also der Hund sucht in Querschleifen in Gegenwindrichtung. Das nennt man die Quersuche.
ERICH:
Weil er einfach quer gegen den Wind sucht.
FLORA:
Damit er den Geruch in die Nase bekommt. Das geht anders nicht. Und die Hunde sollen da relativ selbstständig arbeiten. Die Englischen, die unterscheiden sich von den Kontinentalen, das muss ich auch noch dazu sagen. Die Kontinentalen sind vor allem jetzt für den Vollgebrauch, werden die verwendet. Das heißt nicht nur für die Arbeit am Feld, sondern auch Wasser, Wald, alles was zur jagdlichen Arbeit dazugehört. Die englischen Vorstehhunde sind da weitaus spezialisierter. Das sind Feldhunde, die Federwild suchen und die haben einen größeren Radius als die kontinentalen Vorstehhunde und sollen schnellstmöglich das Feld oder das Gelände absuchen - in diesen Schleifen schnellstmöglich und möglichst weit, also im ziemlich großen Radius.
ERICH:
Aber seine Aufgabe ist dann jetzt nochmal wirklich nur anzuzeigen, er geht jetzt nicht ans Wild ran.
FLORA:
Ja, also die Aufgabe ist, er soll stehen bleiben, das anzeigen, warten bis der Jäger oder der Hundeführer bei ihm ist und dann ist die Aufgabe, dass sie gemeinsam nachziehen, das heißt sich anschleichen und der Jäger macht dann das Wild hoch. Also tastet dann meist mit dem Fuß herum und irgendwann fliegt dann der Vogel in die Luft und dann wird das Wild erlegt. Und damit ist die Arbeit des Hundes, was jetzt die reine Vorsteharbeit betrifft, erledigt. Kann sein, dass er das noch apportieren soll, das Wild. Kommt dann auch auf die Prüfung an oder die jagdliche Arbeit. Also bei den Settern macht man ja die, Field Trials, nennt man die. Also da ist die Arbeit mit dem Vorstehen zu Ende. Und das ist aber jetzt nicht so, dass die Hunde das automatisch machen, dass sie da stehen bleiben und nicht nachhetzen. Also das muss man schon auch den Hunden beibringen. Sie bringen die Veranlagung mit, des Vorstehens, aber am Anfang muss man das oft herauskitzeln, auch dem Hund natürlich erklären, zeigen, was er machen soll. Und hetzen ist natürlich auch bei den Vorstehhunden ein Problem. Also das bedarf viel Arbeit, Ausbildung, Erziehung, dass der Hund auch wirklich Vorsteht und nicht in Versuchung gerät oder seinen Impulsen nachgeht und dann hinterher.
ERICH:
Also das braucht wirklich sehr viel Impulskontrolle und sehr gutes Training.
FLORA:
Ja, wahnsinnig.
ERICH:
Total spannend. Und du kannst das ja jetzt machen. Du kennst dich aus, du jagst. Und wenn ich jetzt aber nicht jagen will, was für Möglichkeit habe ich dann, mit so einem Hund zu arbeiten? Oder was würdest du dann machen? Oder gibt es noch Dinge, die du sonst noch machst mit deinem Hund zum Beispiel?
FLORA:
Ja. Also ich mache eigentlich eine ganze Menge mit dem Emil. Wir machen eben auch diese Field Trials, die ich jetzt schon angesprochen habe. Das sind internationale Prüfungen oder eigentlich Wettbewerbe, in der die Vorstehleistung geprüft wird. Und ansonsten machen wir noch gerne Mantrailing, Dummy -Training. Emil apportiert auch sehr gerne. Canicross, aber das ist so just for fun. Das ist jetzt nur so, dass unser Laufbedürfnis befriedigt wird. Und ja, verschiedene Formen von Nasenarbeit, die man auch so Indoor machen kann. Geruchsanzeige, Geruchsunterscheidung, aber das ist auch nur so just for fun.
ERICH:
Okay, aber man kann einiges machen mit dem Hund. Wenn, du hast es jetzt auch schon angesprochen, man kann auch in der Wohnung Sachen machen, aber die haben trotzdem ein großes Bewegungsbedürfnis, oder zumindest dein Hund hat ein großes Laufbedürfnis und ihr macht Canicross. Würdest du jetzt sagen, ist es jetzt ein Hund, wenn du in der Stadt wohnen würdest, wo du sagst, den hole ich mir in die Stadtwohnung?
FLORA:
Definitiv nein. Das sind keine Hunde für die Stadt. Genauso wie es bei Menschen Stadt - und Landmenschen gibt, gibt es das bei Hunden auch. Und Jagdhunde sind einfach Hunde, die am Land sein wollen oder außerhalb der Stadt. In der Wohnung, gut, das kann ich mir noch eher vorstellen, auch wenn es nicht ideal ist. Aber so. dass man dann in der Stadt herumspaziert mit dem Hund und in öffentlichen Parkanlagen oder so kleinen Hundeauslaufzonen unterwegs ist. Also ich glaube, dass die Hunde da nicht glücklich werden können. Und ich habe mit meinem Hund, ich war mit ihm noch nie so richtig in der Stadt, weil ich mir den Stress nicht antun will und meinem Hund auch den Stress nicht antun will.
ERICH:
Warum glaubst du, dass er zu reizempfänglich, eben aufgrund der Jagdarbeit und aufgrund, dass die halt viel mehr mitbekommen vielleicht als andere Hunde?
FLORA:
Ja, ich kann jetzt nur von meinem Hund sagen, also du hast ihn ja selber erlebt, der kann schon mal nicht entspannt an der Leine gehen. Schritt, also die galoppieren ja, die sind für den schnellen Galopp gezüchtet. Für die ist es mega anstrengend, dass die langsam gehen, Schritt gehen oder auch Trab gehen. Das ist für die mega-anstrengend. Und ich habe das beim Emil, mir ist das jetzt auch nicht so wichtig, dass der brav an der Leine gehen kann, weil ich weiß, wie schwer ihm das fällt. Also so fünf Meter gehen vielleicht noch gerade, aber da gähnt er schon dreimal. Und sieben Meter gehen vielleicht noch, wenn ich ihm einen Leberkäse vor die Schnauze halte. Aber dann macht er wieder einen Satz nach vorn, weil das für ihn einfach total anstrengend ist. Und in der Stadt mit so vielen Menschen und Autos und Straßenbahnen und was weiß ich noch alles. Ich weiß total, dass das für mich nur frustrierend sein würde und für den Hund genauso.
ERICH:
Und magst du uns jetzt auch nochmal das Gähnen erklären, weil du erwähnt hast, der geht fünf Meter vielleicht bei Fuß an der Leine, aber gähnt schon dreimal dabei. Warum ist das ein Problem für dich?
FLORA:
Ein Problem ist es nicht. Ich merke einfach, dass das für ihn total anstrengend ist, weil der muss sich dann so zurückhalten. Wie gesagt, die sind gemacht für den schnellen Galopp und Bewegung, heißt bei denen wirklich galoppieren. Den Hund interessiert es nicht, dass er dann neben mir Schritt geht. Und das Leinegehen ist einfach total frustrierend, anstrengend für uns beide. Und ich schaue immer, dass mein Hund mindestens eine Stunde jeden Tag Freilauf bekommt und Freilauf, wo er wirklich galoppieren kann. Und am Wochenende mache ich dann noch mehrstündige Wanderungen. Relativ viele Ausflüge, jetzt kommen wir gerade aus der Steiermark, wo wir ein paar Tage waren, wo er dann einige Stunden sich auch im Freilauf austoben kann. Und das Rennen, das möchte ich auch noch dazu sagen, also das Laufen, die Bewegung, das Rennen ist für ihn das Wichtigste. Das ist Stressabbau, das ist Lustbefriedigung, das bedeutet ihm einfach alles.
ERICH:
Und auch beim Gähnen, du merkst eben, er hat Stress dabei, weil er halt gähnt. Und wenn der Hund jetzt aber schon da ist in der Stadt, es ist ja wirklich so, wir haben ja gerade Weimaraner oder so, gibt es ein paar, die relativ modern und beliebt sind und die man auch öfters mal in der Stadt antrifft. Jetzt haben die Leute diesen Hund, was machen wir dann damit? Oder wie kann ich trotzdem dafür sorgen, dass sie ihn vielleicht so halbwegs gut auf Schiene bringen.
FLORA:
Ja, Weimaraner und Magyar Viszla sind ja leider Modehunde geworden. Und bei denen ist das jetzt mit dem Leinegehen, geht das bei denen vielleicht ein bisschen einfacher, weil gerade die beiden Rassen nicht so einen großen Radius haben. Also die sind eh auch, vor allem der Weimaraner, eher nah beim Menschen. Also da ist das mit dem Leinegehen sicher und der Leinenführigkeit sicher etwas einfacher. Und man sieht ja auch Viszla, auch manchmal Weimaraner durchaus in der Stadt. Aber wichtig ist, denke ich, dass man sie einfach sinnvoll auslastet, beschäftigt und trotzdem auch so gut es geht Ausflüge raus ins Grüne macht.
ERICH:
Und Beschäftigungsarten wären?
FLORA:
Alles, wo Bewegung und Nase eingesetzt werden können. Mantrailing, Flächensuche, Dummy -Training, Apportieren, Fährte, Freiverlorensuche, Canicross.
ERICH:
Also auf jeden Fall so ein Hund, wo man auch die Zeit haben muss oder auch die Muse haben muss, ab und zu mal oder regelmäßig mit dem, irgendwo rauszufahren, wo man auch die Dinge machen kann.
FLORA:
Genau. Was vielleicht auch noch wichtig zu sagen ist, also bei den kontinentalen Vorstehhunden, gerade was auch diese deutschen Rassen betrifft, die werden in der Regel nur an Jäger vergeben. Weimaraner ist jetzt vielleicht die Ausnahme eben, da das so ein Modehund geworden ist, aber in der Regel werden diese Hunde nur in Jägerhand abgegeben. Die englischen Vorstehhunde, die Setter sind ja durchaus bei uns als Familienhunde. Pointer sind noch mal eine Hausnummer größer als Setter. Also die sieht man auch sehr selten, weil die sind eigentlich nicht zu bändigen. Die englischen Vorstehhunde gelten nicht umsonst als die Ferraris unter den Vorstehhunden.
ERICH:
Wer kontrolliert das? Oder wahrscheinlich gibt es nicht so viele Züchter und die werden nur unter Jäger weitergegeben, oder? Ich stelle mir das sonst schwierig vor. Weil wenn ich jetzt sage, ich gebe irgendjemandem, ich zahle dir halt das Dreifache für den Hund, wird er ja auch nicht Nein sagen, irgendein Züchter. So stelle ich mir das vor.
FLORA:
Ich kann das jetzt nicht so sagen, wie das abläuft in der Praxis. Aber in der Regel werden diese Hunde für Jäger gezüchtet. Aber es kommt natürlich immer wieder vor, dass sie auch bei Nichtjägern landen. Wobei gerade mit den Kontinentalen stelle ich mir das jetzt auch nicht so einfach vor, weil man darf nicht vergessen, diese Hunde sind von Natur aus raubzeugscharf. Raubzeugscharf bedeutet, dass auch Katzen in Gefahr sind. Also da muss man mal aufpassen, wenn man jetzt einen Deutsch-Kurzhaar zu Hause hat, dass der jetzt nicht irgendwie die Nachbarskatze schnappt. Eichhörnchen oder gerade in so einem Wohnhaus oder im Dorf, die Nachbarskatzen wären dann alle gefährdet. Und was ich auch noch zur Beschäftigung sagen möchte, Gruppe 7, da haben alle Rassen, die da vertreten sind, für die ist eine Arbeitsprüfung vorgesehen. Das sind alles Gebrauchshunde und das sollte man halt auch berücksichtigen. Also das sind jetzt keine Hunde für die Couch, sondern die möchten, also jetzt nicht nur beschäftigt werden meiner Meinung nach, sondern die wollen halt auch richtig arbeiten.
ERICH:
Bei mir ist dann immer die Frage, kontrolliert das denn wirklich wer? Es geht ja wirklich ums Tier und die sind ja dann wahrscheinlich unterbeschäftigt, arm und dann gibt es immer irgendein Problem in Folge daraus. Aber wer kontrolliert das? Ob ich jetzt eine Arbeitsprüfung mache mit einem Jagdhund oder nicht?
FLORA:
Kontrollieren tut das niemand. Das ist ja auch kein Muss. Aber ich gebe das eben zu bedenken, wenn man sich jetzt so einen Hund als reinen Familien - oder Begleithund nimmt, sollte man das eben mitbedenken.
ERICH:
Okay, dass es auf jeden Fall sehr schlau wäre, auch sich in professionelle Hände damit zu begeben und richtig mit dem zu arbeiten, damit halt beide glücklich werden im Endeffekt.
FLORA:
Ja, genau.
ERICH:
Zusammengefasst. Ja, würdest du sagen, eher nicht in der Stadt, wenn doch dann sehr, sehr gut beschäftigen, dann eine von den Rassen wählen, die generell etwas ruhiger sind und mehr Kontakt zum Menschen haben wollen, bissal näher am Menschen dran sind und wenn es halt geht, wirklich mit dem Hund arbeiten und in Profihände geben. Genau. Oder eine gute Gruppe suchen, wo man halt die Arbeit machen kann, für die der Hund gezüchtet worden ist.
FLORA:
Ja, du hast es jetzt eh sehr gut zusammengefasst. Wenn man einen Hund für die Stadt wählen möchte, also so Begleithund, Familienhund, dann würde ich schon mal beim Züchter mir eher die Schlaftablette vom Wurf nehmen und jetzt nicht den Hund, der als erster auf einen zugelaufen kommt, wie es normalerweise üblich ist. Dann hat man vielleicht einen etwas ruhigeren, weil die doch ja sonst eben schwer zu bändigen sein können durch dieses große Temperament, das sie haben. Und ich würde mir auch einen Hundetrainer oder eine Hundetrainerin suchen, die Erfahrung mit Jagdhunden hat, oder der vielleicht selber einen Jagdhund besitzt. Da so mein Eindruck ist, dass diese Hunde etwas unterschätzt werden oder da werden immer alle Hunde in einen Topf geschmissen, auch was Leinenführigkeit betrifft. Aber diese Vorstehunde, die kann man jetzt nicht mit einem Mops vergleichen, auch nicht mit einem Laborator. Das ist schon mal eine andere Hausnummer.
ERICH:
Und auch so ein bisschen das Problem ist, sie sind halt irrsinnig hübsch auch, oder? Der Emil ist ja wunderschön zum Beispiel. Jeder, der ihn sieht, würde ihn sofort mit nach Hause nehmen. Ich glaube, das ist schon auch so ein Thema bei denen.
FLORA:
Sicher, wobei der Emil ist ja jetzt auch österreichischer Champion, Schönheitschampion.
ERICH:
Schönheitschampion, ernsthaft?
FLORA:
Ja, weil er ein Deckrüde ist und er braucht auch Titel, was sein Äußeres betrifft und natürlich auch jagdliche Prüfung und er hat das jetzt alles.
ERICH:
Das ist sehr, sehr schön. Du musst mir dann unbedingt ein Foto schicken von Emil, dass ich dann in die Shownotes packen kann, damit jeder den österreichischen Mr. Austria, der Setter sehen kann.
FLORA:
Genau.
ERICH:
Sehr gut.
FLORA:
Ja, aber das sind natürlich wirklich schöner Hunde. Also ich finde alle Setterrassen sehr schön und auch die Deutschen. Vorstehhunde, auch Weimarana sind ja sehr schön. Auch die Viszla, sind alles schöne Hunde. Und da besteht eben die Gefahr, weil warum sind Weimaraner, Magyar, Modehunde? Einfach, weil sie schön sind.
ERICH:
Ja, absolut. Und die meisten wissen dann eben nicht, worauf sie sich am Ende einlassen. Und dann rennen alle überfordert in der Stadt rum mit den Hunden. Das ist Realität. Genau. Gibt es noch irgendetwas, das du sagen möchtest, das du sonst noch ergänzen möchtest zum Thema Vorstehhund?
FLORA:
Ja, doch, was die Erziehung betrifft vielleicht. Da empfehle ich, sehr früh schon mit dem Rückruf oder besser mit dem Rückpfiff anzufangen. Rückpfiff deshalb, dadurch, dass die Hunde doch einen gewissen Radius haben, also, da wird man mit dem Rückruf schnell heiser, und so früh wie möglich. Also auch gerade die Welpen frei laufen lassen, die haben ja eh noch einen Folgetrieb und da schon wirklich rechtzeitig beginnen. Und auch Stoppfiff oder Stoppsignal ist sehr wichtig. SPEAKER_00 Stoppsignal ist sehr wichtig. Alles, was die Kategorie jagdliches Kontrolltraining betrifft.
ERICH:
Einfach um da schon eben vorzubeugen, einem später schwierigen Anti -Jagd -Training. Man kann sich das Leben schon vorher so ein bisschen leichter machen, meinst du?
FLORA:
Genau. Und die Vorstehhunde haben ein großes Orientierungsverhalten. Das heißt, man muss da auch immer wirklich auf der Hut sein, wenn man mit dem Hund spazieren geht und ihn von der Leine lässt, weil sie sind halt immer auf der Suche nach Beute.
ERICH:
Und dann wahrscheinlich auch sehr viel schneller als du. Du musst das Verhalten von Hunden, glaube ich, auch dann sehr gut lesen können, wahrscheinlich deinen Hund auch sehr gut kennen und auch schon sehen, wann ist es soweit, wann habe ich noch die Chance, den überhaupt zurückzurufen.
FLORA:
Ja, genau, das ist auch sehr spannend. Bei meinem Hund merke ich das, wenn er zum Beispiel die Nase in den Wind streckt, so hoch, dann weiß ich, okay, er hat jetzt was in der Nase, da muss ich schnell sein. Oder wenn er so in eine Richtung blickt, da weiß ich auch, okay, jetzt muss ich schnell sein.
ERICH:
Also ich muss meinen Hund sehr gut kennen, mich ein bisschen mit Kommunikationsverhalten, Ausdrucksverhalten auskennen und dann kann ich bei meinem Hund sehen, wann ist der Punkt, wann ist er knapp vor dem Anspringen quasi, damit ich überhaupt noch eine Chance habe. Das muss ich gut wissen.
FLORA:
Genau.
ERICH:
Sehr, sehr, sehr, sehr spannend. Dankeschön für die Infos. Haben wir noch was vergessen?
FLORA:
Gerne. Ich denke, das Wichtigste haben wir gesagt.
ERICH:
Ein Foto vom Emil hängen wir an, damit ihn auch jeder sieht. Und sonst hätte ich zum Abschluss noch gerne irgendeinen nicht hundespezifischen Tipp von dir. Kann auch was Hundespezifisches sein, wenn du möchtest. Ein Buch, Lied, Film. Oder sonstiges. Einfach so als netten Abschluss.
FLORA:
Ich habe einen Filmtipp: Der Fuchs. Das war ein Film, der mich sehr beeindruckt hat. Da geht es um die Bindung zu einem Fuchs. Es ist eine lange Geschichte. Nach einer wahren Begebenheit, soviel ich weiß. Sehr traurig auch. Also bei mir sind die Tränen gekullert, aber auch sehr, sehr schön.
ERICH:
Kenne ich noch gar nicht. Werde ich mir anschauen. Auf jeden Fall. Danke, liebe Flora. Und danke an euch fürs Zuhören. Wie immer findet ihr alle Infos in den Shownotes. Dort findet ihr auch den Link zu unserem neuen Instagram -Account. Der könnte ein paar Follower gebrauchen. Schaut mal hin, dort findet ihr auch ein Foto von Schönheitschampion Emil. Solltet ihr Fragen zum Podcast haben, schreibt uns gerne unter pfotenaufasphalt@großstadthund .com. Bis zum nächsten Mal. Ciao.